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ChatGPT: Muss mich das interessieren?

Vor etwas weniger als einem Jahr veröffentlichte das bis anhin unbekannte Unternehmen OpenAI die Testversion eines Chat-Roboters: ChatGPT. Der Dienst schreibt nach Aufforderung erstaunlich gut klingende Texte wie Briefe, Geschichten oder Gedichte und beantwortet beinahe beliebige Fragen. ChatGPT hat in den vergangenen Monaten einen medialen Hype bis hin zu Weltuntergangsszenarien ausgelöst und viele in Aufregung versetzt.

Vielleicht gehören Sie zu denen, welche diese Aufregung kalt gelassen hat. Vielleicht haben Sie schon von ChatGPT gehört, es aber bisher noch nie ausprobiert. Und Sie fragen sich: Muss mich das interessieren? Kurze Antwort: Nein, ChatGPT muss Sie genauso wenig kümmern wie das iPhone – wohl aber die Konzepte, die dahinterstehen.

«There is one more thing!» («Da ist noch etwas!») – Mit diesen Worten stellte der damalige Apple-Chef Steve Jobs im Jahr 2007 das erste iPhone vor. Obwohl es bereits vorher internetfähige Telefone und Touchscreens gab, wurde das iPhone zum Symbol dafür, dass Smartphones die Welt in den letzten 15 Jahren prägten. Smartphones haben die Art verändert, wie wir kommunizieren, uns informieren, fotografieren und uns verabreden. Und sie prägten selbst das Leben der wenigen Menschen, die kein Smartphone besitzen.

Ähnlich verhält es sich nun mit ChatGPT. Der Chat-Roboter hat die Technologie des automatisierten Generierens von Texten und Bildern zugänglich und einfach nutzbar gemacht. ChatGPT ist sowohl im Web als auch per App verfügbar – wo der Dienst seit Kurzem sogar zuhören kann und per Sprachausgabe auch ohne Bildschirm nutzbar ist. Damit symbolisiert ChatGPT den iPhone-Moment des maschinellen Lernens. Selbst wenn ChatGPT als Produkt wieder verschwinden sollte, so wird die zugrunde liegende Technologie bald ganz selbstverständlich in andere Programme integriert werden. Überall dort, wo heute eine Rechtschreibkorrektur zur Verfügung steht, lässt sich bald auch Text generieren. Und statt dass nur Emojis und vorgefertigte Bilder zur Verfügung stehen, kann das gewünschte Bild auch aufgrund einer Beschreibung angefertigt werden. Computergenerierte Erklärungen, Übersetzungen und Geschichten werden unser Verhältnis zur Sprache verändern. Vielleicht sind computergenerierte Texte sogar bald so alltäglich, dass von Menschen Geschriebenes die Ausnahme wird.

Auch nach bald einem Jahr ist schwer abzuschätzen, wo und wie stark Computergeneratoren für Texte, Bilder, gesprochene Sprache und Videos uns Menschen künftig unterstützen werden. Etwa bei Übersetzungen, beim Vereinfachen von schwierigen Texten oder als jederzeit verfügbares, künstliches Gegenüber, das einem sowohl zustimmen als auch absichtlich widersprechen kann – oder einem beim Schreiben schlicht die Angst vor dem leeren Blatt nimmt. Wir wissen auch noch nicht, wie Menschen mit der dadurch weiter wachsenden Informationsflut inklusive überzeugend klingenden Falschinformationen umgehen. Oder ob das Anforderungsniveau im Berufsleben ansteigt, weil der Computer einfachere Recherche- und Schreibarbeiten übernimmt. Auch in der Schule können wir nur schwer voraussagen, ob die neue Technologie eher helfen wird oder die Schülerinnen und Schüler demotiviert, Dinge zu lernen, die der Computer sowieso besser kann als sie.

Was wir aber bereits heute wissen: Die Technologie hinter ChatGPT wird unsere Lebenswelt ähnlich oder sogar stärker verändern, als dies die Smartphones in den letzten fünfzehn Jahren getan haben. Deshalb: Probieren Sie die neue Technologie doch einfach einmal aus! So können Sie mitdiskutieren bei einem Thema, das unsere Gesellschaft künftig prägen wird.

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